Donnerstag, 02.2.2006 15.00 Uhr
Froschkönig
Theater "Drei Hasen oben" Ein Verwandlungswunder für alle ab 4 nach den Gebrüdern GrimmZum Stück Goldorange erstrahlt die Bühne, aus der Ferne erklingt ein ungewöhnlicher exotischer Gesang. Wie von Zauberhand öffnet sich die güldene Bühnenwand, singend und musizierend erscheinen zwei kauzige Gestalten.
Ausgerüstet mit Pinsel und Lupe, Kontrabass und Glockenspiel ziehen sie durch die Welt und suchen nach alten Märchen. Und sie werden fündig. Auf den Wänden und am Boden legen die Märchenarchäologen verblichene Buchstaben frei: „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König...“, schon sind wir mittendrin im Hausmärchen Nr. 1 der Gebrüder Grimm, im Froschkönig.
Nach diesem amüsanten Auftakt schlüpfen die 2 Darsteller unter der Regie von Günther Baldauf in die Rollen des Märchenklassikers und mit jedem neuen Auftritt geht ein Raunen durch das Publikum. Klaus Wilmanns, eben noch begriffsstutziger Märchensucher, erscheint völlig verwandelt im prächtigen Hermelinsmantel, imposant mit Krone und Zepter (Requisiten aus Filz von Fröhlich/Pahl) und schwärmt von den Vorzügen des König-Seins.
Nicht weniger beeindruckend die Wandlung Silvia Pahl’s von der energischen Märchensucherin zur zarten Prinzessin. Im wallenden rosa Seiden-Brokatkleid (Kostüme: Elke Stumpf), das Goldkugellied auf den Lippen tänzelt sie durchs Leben und versucht der Strenge und Einsamkeit des Prinzessinen-Daseins nur die Sonnenseiten abzugewinnen. Dies gelingt auch bis zu jenem Tag, an dem ihre geliebte goldene Kugel in den Brunnen fällt und sie Bekanntschaft mit dem Frosch macht.
Dieser quirlige Wasserpatscher (K. Wilmanns) ergötzt sich an seiner selbst erfundenen Froschsprache und begeistert die kleinen und großen Zuschauer. Der verliebte Frosch bietet der Prinzessin seine Hilfe an und entlockt ihr jenes verhängnisvolle Versprechen – er soll ihr Geselle sein – welches sie jedoch niemals einzulösen gedenkt... und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Wie sie das tut, ist eine einzige Freude. Da wird durch ein Schattenspiel die Bühnenwand kurzerhand zum Brunnen und die Zuschauer werden Zeuge, wie die Kugel bis auf den Grund versinkt. Da wandeln die Darsteller die Szenerie in magischer Geschwindigkeit mit wenigen Handgriffen vom Brunnen zum Esszimmer, zum Schlafgemach, zur Kutschfahrt und verbreiten dabei ihre geballte Spielfreude. Sie würzen ihr gekonntes Schauspiel mit Liedern, Solo oder im Duett. Der Frosch quakt den Blues am Bass, die Prinzessin schlägt den off-beat auf dem Glockenspiel.
Ein Highlight ist die Szene an der königlichen Tafel, wenn die adelige Mahlzeit durch die Tischmanieren des Frosches entgleist und die Prinzessin mehr und mehr in Bedrängnis gerät, weil der Königsvater über die Einhaltung ihres Versprechens wacht.
Schließlich gelingt der Königstochter doch ein Befreiungsschlag – der Frosch hat es sich inzwischen an ihrer Seite in ihrem „seidenen Bettlein“ bequem gemacht – mit dem Mut der Verzweiflung schleudert sie den Plagegeist an die Wand. Dieser Wurf und die folgende Häutung des Frosches zum Prinzen werden genüsslich in Zeitlupe zelebriert. Die Wandlung erinnert an eine Geburt. An deren Ende gibt es zwei Neugeborene, die einander verlegen und scheu gegenüberstehen und sich verlieben. Zum Abschluss geht es in rasanter Fahrt (S. Pahl in fliegendem Wechsel zwischen Prinzessin und eisernem Heinrich) auf goldenen Stühlchen, die eine Kutsche markieren, untermalt von percussionistischem Pferdegetrappel immer in Richtung happy-end.